Eine Hamburger Künstlerfamilie
Friedrich Ahlers-Hestermann • Alexandra Povòrina • Tatiana Ahlers-Hestermann
Die Kunstmetropole Paris galt als Quelle der Inspiration für den Hamburger Künstler Friedrich Ahlers-Hestermann und die russische Künstlerin Alexandra Povòrina. Sie lernten sich während des Studiums an der Académie Russe in Paris kennen und brachten in den 1910/20er Jahren die Französische Moderne in die Hansestadt. Gemeinsam mit anderen Hamburger Künstlerinnen und Künstlern begründeten sie 1919 die Hamburgische Sezession, die zum Antrieb für eine innovative geistig-künstlerische Entwicklung der hamburgischen Kunstszene werden sollte.
Im selben Jahr kam auch Tochter Tatiana Ahlers-Hestermann zur Welt. Sie schlug den Weg ihrer Eltern ein, wählte jedoch einen eigenen Schwerpunkt. Zunächst studierte sie Textilkunst in Köln und München, anschließend Malerei und Zeichnung in Berlin. Nach schweren Anfangsjahren avancierte Tatiana Ahlers-Hestermann zu einer überregional gefragten Vertreterin moderner christlicher Kunst.
Gemälde und Zeichnungen des Künstlerpaares Povòrina – Ahlers-Hestermann aus den 1920er Jahren bildeten den ersten Teil der Ausstellung. Daran schlossen sich Fotografien und Handzeichnungen an, die atmosphärische Einblicke in das Familienleben gewährten. In einer dritten Abteilung zeigte das Forum für Nachlässe erstmals eine Auswahl an Tatianas textilen Arbeiten sowie Fotos von weiteren Tapisserien, Kirchenfenstern und Mosaiken.
Die Ausstellung ist Teil der Veranstaltung Kulturfrühling “Himmel auf Zeit” zur Kunst der 1920er Jahre in Hamburg.
→ September/Oktober
“Grenzgänge” – Das zeichnerische Werk Karl-Heinz Westphals
im Werkdialog mit Zeichnungen und Plastiken von Roland Helmus
Der 1946 in Mecklenburg geborene Künstler Karl-Heinz Westphal studierte zunächst an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Nach einem gescheiterten Fluchtversuch und schweren körperlichen Misshandlungen in der Haft konnte er sein Studium an der Hochschule für Bildende Künste in West-Berlin fortsetzen. Vermutlich als Spätfolge dieser traumatischen Erlebnisse staatlicher Machtmechanismen nahm sich Westphal jedoch am Beginn seiner erfolgreichen Künstlerlaufbahn mit 32 Jahren das Leben.
Das Forum für Künstlernachlässe besitzt alle Handzeichnungen Westphals. Daraus wurden Arbeiten der drei wichtigsten Werkgruppen gezeigt: die von einem intensiven, schonungslosen Selbststudium gekennzeichneten figürlichen Zeichnungen sowie die Variationen nach Meistern der Barockmalerei unter Betonung der Volumina und eines kontrastreichen Helldunkels. In den abstrakten Zeichnungen der letzten Jahre seines Lebens gelangt Westphal schließlich zu einer eindrucksvollen, neuen Bildsprache. Diese Arbeiten sind in vielschichtigen Lasuren aufgebaut und arbeiten mit der Wirkung eines dynamischen Helldunkels. Die Farbtonalitäten sind entweder fein aufeinander abgestimmt und stark reduziert oder kraftvoll in Kontrasten eingesetzt.
In einen Werkdialog dazu wurden diesmal Zeichnungen und Plastiken des Hamburger Künstlers Roland Helmus (*1952) gestellt. Sowohl unter formalästhetischen als auch inhaltlichen Gesichtspunkten lassen sich vielfältige Bezüge herstellen, ohne dass die Künstler in persönlichem Bezug zueinander gestanden hatten. Das Kontrastierende als ein bildnerisches Prinzip in Helmus’ Arbeiten öffnet wie bei Westphal das Spannungsfeld zwischen Figuration und Abstraktion, zwischen sich verdichtender und auflösender Stofflichkeit, zwischen Hell und Dunkel, zwischen kraftvoller Farbigkeit, Schwarz und Weiß.
Weitere Veranstaltungen und Kooperationsausstellungen:
Ausstellung: Zeichnungen von Karl-Heinz Westphal
Restaurant Engel, Landeanlage Teufelsbrück, 22609 Hamburg
Laufzeit: 26.09.-24.10.10
Ausstellung bei Latham & Watkins in Hamburg:
Bilder von Hannes Schultze-Froitzheim (1904-95)
Laufzeit: Januar bis Dezember 2010