→ April
GUSTAV BERTHOLD SCHRÖTER (1901-92)
Zeichnungen • Aquarelle • Papierreliefs
im Werkdialog mit Roland Helmus, Klaus Kröger und Pavel Richtr
Der Hamburger Künstler Gustav B. Schröter schuf seine stillen, grandiosen und revolutionären Werke im Verborgenen. Hinter der beruflichen Tätigkeit als Kunsterzieher am Gymnasium Wilhelmsburg verbarg sich zeitlebens ein produktives und intensives künstlerisches Schaffen.
In der Ausstellung wurden rund 60 Werke auf Papier gezeigt, die Schröters stete Auseinandersetzung mit den graphischen Möglichkeiten und Ausdruckswerten der Linie und seinen vielseitigen Umgang mit dem Bildträger Papier dokumentieren. Schon in den 1920er Jahren ließ er in dichten Strichgefügen tiefgehende Strukturen durch Ritzungen entstehen. Das Landschaftsmotiv rückt dabei immer mehr in den Vordergrund, so dass der Ausschnitt als abstraktes Muster erscheint. Gegenständlichkeit und Abstraktion werden eng miteinander verzahnt und existieren wie in der asiatischen Kunst, die sein großes Vorbild war, nur in Abhängigkeit voneinander.
Ende der 1940er Jahre – noch bevor die Künstlergruppe ZERO die Möglichkeiten des reinen Papiers als Material entdeckte – begann Schröter die Rolle des Bildträgers zu hinterfragen. Das Papier wurde durch radikale Eingriffe seiner passiven Funktion enthoben und selbst zum Kunstwerk. Der Künstler ritzte, punzte, riss, faltete, schichtete und schnitt das Papier, so dass der Bildträger als Relief in den Raum vordringt. Im Zuge seiner Experimente verband Schröter Teile der Natur mittels der Frottage und des Materialdrucks unmittelbar mit dem Papier: Steine, Gräser, Holzstücke wurden in das Papier gepresst und hinterließen Abdrücke und Spuren. Monochrome Bildwelten in zarten Grauabstufungen waren das Ergebnis.
Im Rahmen dieser Ausstellung rief das Forum erstmals auch zu Bild-Dialogen auf, woraus sich eine erste Projekt-Kooperation mit den im Künstlerhaus ansässigen Künstlern ergab. Es wurden Werke von Roland Helmus, Klaus Kröger und Pavel Richtr in die Schröter-Ausstellung eingestellt. Ihre Arbeiten eröffneten auf besondere Weise einen Dialog zur vielfältigen Bildtextur in Schröters Bildern. Hieraus erwuchs ein Konzept, das auch für zukünftige Ausstellungen immer wieder verfolgt werden wird.
→ November
HANS-GÜNTHER BAASS (1909-91)
Ein Hamburger Maler
im Werkdialog mit Linda McCue, Stefan Oppermann, Dennis Scholl und Dieter Vieg
Der Hamburger Maler Hans-Günther Baass ließ seine stillen, monochromen Ölgemälde fernab vom Kunstmarkt und dem aktuellen Kunstgeschehen seiner Zeit entstehen. Zurückgezogen in einem Atelier am Hamburger Jungfernstieg schuf Baass eine Malerei, die mit heller Farbpalette und zarten farbigen Akzenten an die Werke der Impressionisten denken lässt. Seine Bilder präsentierte er in kleinen Ausstellungen in Hamburg oder Paris. In der französischen Hauptstadt vertrat ihn die Galerie Saint-Placide, zudem war er Mitglied im Salon des Artistes Indépendants.
In der Retrospektive wurde mit teils großformatigen Ölbildern ein Querschnitt durch die verschiedenen Themengruppen präsentiert. Der weibliche Akt ist hierbei das wichtigste Sujet. Besondere Blicke auf den Hamburger Hafen und auf kleine Häfen in Frankreich bilden eine weitere bedeutende Motivgruppe. Daneben setzte sich Baass mit der Darstellung des leeren Raumes auseinander.
Anfang der 1980er Jahre nahm er eine Art ‚Inventur‘ vor und trennte sich von zahlreichen Gemälden, indem er sie verbrannte. Die zu verbrennenden Leinwände dokumentierte er zuvor auf eigenartige Weise in neuen Ölbildern.
1992 wurde das Baass-Atelier-Stipendium begründet, welches jungen Künstlerinnen und Künstlern ermöglicht, in dem kleinen Atelierraum am Jungfernstieg zu arbeiten. Vier ehemalige Stipendiaten – Linda McCue, Stefan Oppermann, Dennis Scholl und Dieter Vieg – stellten in der Ausstellung ihre Werke in einen Dialog mit den Gemälden von Hans-Günther Baass.
Weitere Veranstaltungen und Kooperationsausstellungen:
Ausstellung im Russischen Museum in St. Petersburg
Ingeborg Sello (1916-1982): Hamburg vor 50 Jahren
Dauer der Ausstellung: 04.10.-25.10.07
Die Ausstellung wandert im Frühjahr 2008 ins Forum für Nachlässe.
Ausstellung bei Latham & Watkins in Hamburg:
Bilder von Alexandra Povòrina und Friedrich Ahlers-Hestermann
Laufzeit: Januar 2007 bis Dezember 2008